Prostitution: Konsens sollte nicht mit Geld umgangen werden können!

von | 04.08.2022 | Sexismus

Dies ist eine beispielhafte Bildunterschrift

Meine Meinung zur Prostitution war bislang ziemlich gefestigt: Ein Sexkaufverbot bringt nichts und Sexarbeit ist Arbeit. Mittlerweile ist mein Blick differenzierter, insbesondere nachdem mir Posts von „Die unsichtbaren Männer“ in die Timeline gespült wurden. Auf dem Account und der Website werden Zitate von Männern gepostet, die Sex kaufen. Gefunden wurden diese Zitate in Foren, Facebook-Gruppen, als auch Google Maps Bewertungen von Bordellen. Also alles Seiten, die frei einsehbar sind, wie die Links zu den Original-Beiträgen zeigen. 

In den Zitaten, die von 2003 bis heute gesammelt wurden, offenbart sich ein Frauenhass, dessen Niveau mich bis ins Mark anwidert und auch tatsächlich kalt erwischt hat. Denn wie häufig habe ich das Narrativ gehört und auch selbst reproduziert, dass Prostitution Vergewaltigungen verhindern könne und größtenteils Menschen Sex kaufen, denen anders körperliche Nähe verwehrt bleiben würde. Stattdessen geben sich Männer in den Foren Tipps, wie sie Prostituierte zu Handlungen zwingen, die sie vorher nicht vereinbart hatten, wo es besonders junge Mädchen gibt und wo die seit 2017 geltende Kondompflicht nicht ganz so ernst genommen wird. Während die Freier gleichzeitig immer wieder anmerken, dass sie den Frauen ansehen oder die Frauen sogar selbst sagen, dass sie diesen Job nicht ausüben wollen.

Wie unfreiwillig diese Arbeit ausgeführt wird, wollen wir – insbesondere in der linken Bubble – häufig nicht sehen, wie es besonders in der Talkshow „deep und deutlich“ klar wurde. In der Folge „Sollte man Sex kaufen können?“ wurden der Aktivistin und ehemaligen Prostituierten Huschke Mau die eigenen Erfahrungen abgesprochen, sie wurde unterbrochen und gesilenced. Statt einer Betroffenen zuzuhören, die durch ihre Interessenvertretung für Frauen aus der Prostitution „Ella“ wahrscheinlich ein wesentlich größeres Erfahrungsspektrum abbildet als die anderen Gäst*innen, wurde mit den wenigen Sexarbeiterinnen argumentiert, die diesen Job nicht aus Zwang oder Not, sondern wirklich gerne machen. 

Dabei wäre es so wichtig gewesen zuzuhören. Denn erstens sollte mit- statt über Betroffene zu reden, in jeder Thematik Konsens sein. Zweitens warf Mau wichtige Fragen auf, zum Beispiel warum die Lust des Freiers wichtiger sei, als der Willen der Frauen und warum dieser Konsens mit Geld umgangen werden kann. Und ja, damit kommen wir schlussendlich auch wieder bei der Frage raus, sollte man Sex kaufen dürfen? Aber das sollten wir in erster Linie nicht uns, sondern die Betroffenen fragen. 

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