Srebrenica: Christen ermordeten 8.372 Bosniaken!

von | 03.08.2022 | Rassismus

Die Gräber von Srebrenica

Heute vor 27 Jahren ereignete sich der erste Genozid nach dem zweiten Weltkrieg auf europäischen Boden: das Massaker von Srebrenica. Am 11. Juli 1995 und den darauffolgenden vier Tagen wurden mehr als 8.300 Menschen von der bosnisch-serbischen Armee ermordet und in Massengräbern verscharrt. Bis heute fehlen noch immer die körperlichen Überreste von über 1.000 Menschen, da die Leichen in verschiedene Massengräber verteilt wurden und ihre Überreste nun mühsam durch DNA-Analysen zusammengesetzt werden müssen, damit die Opfer des Genozids würdig beerdigt werden können. 

Und so wurden auch am diesjährigen Jahrestag wieder 50 Särge zu Grabe getragen. 50 von insgesamt 8.372 Menschen, wahrscheinlich sogar noch mehr, die von weißen Christen vor nicht einmal dreißig Jahren in Europa aus rassistischen und nationalistischen Gründen innerhalb von fünf Tagen in einem UN-Schutzraum ermordet wurden. Das will und das muss ich in aller Deutlichkeit so schreiben, denn die meisten großen Medienhäuser tun es nicht. Stattdessen ist von „8.000 muslimischen Jungen und Männern“, die von „serbisch-bosnisch Soldaten“ ermordet wurden die Rede. Die Opferzahl wurde damit nicht nur stark abgerundet, sondern auch als männlich und muslimisch homogenisiert. Während die Täter nur ethisch, statt wie bei den Opfern, religiös kategorisiert werden. 

Dabei dröselte, die in Deutschland lebende bosniakische Journalistin Melina Borčak bereits 2020 in der taz auf, dass bereits 570 Mädchen und Frauen unter den Opfern identifiziert wurden und Bosniaken zwar muslimisch sind, aber eben auch eine kulturelle und historische Identität haben und die Täter größtenteils Christen waren. Doch statt auf die Kritik der betroffenen Journalist*innen einzugehen, bessere Recherchen zu betreiben und nicht voneinander abzuschreiben, ist auch in diesem Jahr von der Zeit bis zur Bundeszentrale für politische Bildung noch immer die gleiche Kategorisierung zu lesen. Mit dieser Berichterstattung zeigen viele Medienhäuser – mal wieder – wie viel Ignoranz zu bestimmten Themen herrscht und wie sehr Journalismus aus dem weiß-deutschen Elfenbeinturm betrieben wird. 

Auf diese Weise verwehren wir den Opfern nicht nur eine respektvolle Berichterstattung, wir verpassen auch die Chance Geschichte aufzuarbeiten und Zusammenhänge ins heute zu ziehen. Denn das fundamentale Christentum ist auch jetzt noch eine Gefahr, die wie wir in den USA live beobachten können, die immer größer und existentieller wird. Vor dieser Gefahr dürfen wir die Augen nicht verschließen, erst recht nicht aus falscher Ignoranz!

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