Hört endlich auf, Mütter zu shamen und bezahlt uns lieber!

von | 08.06.2022 | Feminismus, Sexismus

Hand in Hnad durch die Ungerechtigkeiten hindurch | Bild: Olga Felker

Es ist Muttertag und da ich diesen Text schreibe, bevor dieser Tag tatsächlich stattfindet, kann ich  mir nur vorstellen, wie er abläuft. Wahrscheinlich werde ich mittelmäßig sanft von meinem Kind zu einer Unzeit geweckt. Wahrscheinlich werde ich nicht mal von meiner Tochter zu diesen Tag beglückwünscht. Was ok ist, sie ist schließlich erst vier und auf einer emotionalen Ebene bedeutet mit dieser Tag ohnehin nicht viel. Allerdings finde ich, wird es höchste Zeit, dass uns Müttern – unabhängig davon ob wir selbst ein Kind geboren, es adoptiert haben oder auch „nur“ die soziale Rolle einnehmen – strukturell die Aufmerksamkeit und Entlastung bekommen, die uns zustehen sollte. 

Denn selbst wenn wir Mutterschaft aus einer rein kapitalistischen und nicht emotionalen Verantwortung betrachten, ist die Entlastung unabdingbar. Schließlich gebären und/oder erziehen wir die nächsten Steuerzahler*innen und Kosument*innen, die das unendliche Rad des Kapitalismus am drehen halten. Und das Ganze machen wir auch noch unbezahlt, obwohl ohne diese Arbeit, die ganze Wirtschaft zusammenbrechen würde. 

Gebt uns mehr Anerkennung, wenn es schon keine harte Währung ist. Doch stattdessen machen wir Mütter aus gesellschaftlicher Sicht grundsätzlich alles falsch und sind sowieso an allem Schuld. Sind Rabenmütter, wenn wir arbeiten und faule Schmarotzerinnen, wenn wir Hausfrauen sind. Sind zu weich zu unseren Kindern und vernachlässigen sie gleichzeitig, weil wir ja nur an uns selber und die Karriere denken. Wir sollen stillen, aber bitte nicht zu lang. Und sowieso sollte wir uns mal mehr um unsere Körper kümmern. Aber hallo wieso ist das Baby dabei beim Vater? Ein Kind gehört schließlich zu seiner Mutter!

Von dieser Kakophonie der Erwartungen habe ich einen dauerhaften Tinitus. Und er wird nicht besser, wenn ich in die Welt schaue. Eine Welt in der Frauen durch das Verbot von Abtreibungen – wie jetzt vielleicht in den USA – zur Mutterschaft gezwungen werden. Denn das scheint so viel einfacher, als die Bedingungen so anzupassen, dass sich wieder mehr Menschen bewusst und voller Freude für ein Kind entscheiden.

Ich verzeihe die Ignoranz meiner Tochter gegenüber diesem Tag, ich verzeihe aber nicht die gesellschaftliche Ignoranz gegenüber meiner Arbeit als Mutter. Und auch wenn ich die Blumen an Muttertag gerne entgegennehme, reichen sie als Anerkennung schon lange nicht mehr aus! Ich will, dass Carearbeit bezahlt wird!

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