Ein Netzwerk der Gewaltvertuschung: Wie Fußballer ihre häusliche Gewalt vertuschen
Dies ist eine beispielhafte Bildunterschrift
Ich bin in einer DER Fußballstädte Deutschlands aufgewachsen: Dortmund. Und ob man will oder nicht, alles in dieser Stadt dreht sich an den Spieltagen um diesen Sport. Bereits als junges Mädchen wusste ich, wann ich nicht in die Innenstadt fahren sollte und welche Orte ich an welchen Tagen zu meiden hatte. Denn was mich als Mädchen und später als junge Frau erwartete waren nicht Spiel, Spaß und Freude. Es waren Horden von betrunkenen, übergriffigen Männern, die mir im besten Fall im Sprachgesang sexistische Kommentare zuwarfen und im Schlimmsten die Gunst des überfüllten Zuges nutzen, um mich zu begrabschen, ohne dafür belangt zu werden.
Die Stars der Fans scheinen dabei große Vorbilder zu sein. Immer wieder gibt es Schlagzeilen und Gerüchte über Profifußballer, die ihre Partnerinnen geschlagen haben sollen. Doch so schnell wie es diese Informationen in die Öffentlichkeit schaffen, so schnell werden die betroffenen sogenannten Fußballfrauen in der Öffentlichkeit zerrissen und diffamiert. Plötzlich ist nicht mehr der Fußballer der Täter, sondern Opfer der ruhmsüchtigen Ex-Partnerin. Besonders extrem konnten wir diesen Flex bei Katarzyna Lenhard, der Ex-Freundin von Jerome Boateng beobachten. Sie begingr nach der Veröffentlichung der häuslichen Gewalt durch Boateng und der darauffolgenden Hetzjagd durch die Bild-Zeitung Selbstmord.
Allerdings stellte sich mittlerweile heraus, dass dem Suizid noch etwas anderes vorausging – ein Verschwiegenheitsvertrag. Und wie die Recherchen von Süddeutscher Zeitung und Correctiv zeigen, ist Lenhardt nicht die Einzige, die diesen Vertrag vorgesetzt bekam, nachdem sie die häusliche Gewalt öffentlich machte. Vielmehr gibt es ein Netzwerk aus Vereinen, Anwälten und Beratern, das die Fußballer bei diesen Vorwürfen schützt und die Frauen systematisch unterdrückt.
Wie in der Recherche zu lesen ist, werden die (Ex)-Partnerinnen zur Verschwiegenheit über die Beziehung und alles, was darin geschehen ist, verpflichtet. Allerdings nur die Frauen, denn die Fußballer können, wie sie wollen, über ihre Ex-Partnerinnen herziehen, so wie es auch Boateng in der Bild tat. Das führt zu einem System, das Gewalt gegenüber Frauen nicht nur vertuscht, ihnen Schutz verweigert, sondern sie durch den Rufmord häufig in eine finanzielle Not treibt.
Es muss aufhören, Gewalt gegen Frauen in welcher Form auch immer zu entschuldigen. Auch oder gerade in einem Bereich, den wir als Volkssport bezeichnen. Denn last time I checked, machen wir Frauen eben die Hälfte dieses Volkes aus und wenn die Spieler und Fans dieses Sports für uns potentiell lebensgefährlich sind, dann kann er aus meiner Sicht in die Tonne. Warum hier und in anderen Ländern wie in Katar Menschenleben gefährdet werden, weil 22 Männer einem Ball hinterherlaufen, habe ich sowieso noch nie verstanden.
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