Wie Wolfgang Joop nostalgisch auf Zwangsprostitution in der Modebranche zurückblickt
Wolfgang Joop auf dem Podium | flickr | Fraktion DIE LINKE. im Bundestag | CC by 2.0
Der Modedesigner Wolgang Joop blickt in einem SPIEGEL Interview nostalgisch auf die Modewelt zurück. Dabei sieht er auch keine Probleme in der Zwangsprostitution.
Der #metoo, bei dem zahlreiche US amerikanische Schauspielerinnen die Zustände in Hollywood anprangerten und über sexualisierte Gewalt und Belästigung berichteten, ist mittlerweile vier Jahre her. Genug Zeit also, dass nicht nur die Debatte nach Deutschland überschwappt, sondern auch das dazugehörige Mindset. Doch wie sich bei einem Interview des Modedesigners Wolfgang Joop im Spiegel zeigte, nicht lang genug. Denn dieser trauerte munter der guten alten Zeit der Modewelt hinterher:
„Ich habe bei Lagerfelds Tod geweint, weil diese Welt so wunderbar frivol und frigide war. Alles war käuflich. Die Agenturen gaben die Schlüssel zu den Zimmern der Models, die nicht so viel Geld brachten, an reiche Männer. Und wenn sich ein Mädchen beschwerte, hieß es: Wir können auch auf dich verzichten.“
Im Prinzip beschreibt der Modedesigner hier Zwangsprostitution, da die Models weder ihr Einverständnis zu einer sexuellen Ausbeutung gegeben haben und sie auch noch mehr oder weniger bedroht wurden, wenn sie sich gegen diese Grenzüberschreitung wehrten. Auf Nachfrage des Spiegels, ob diese Praxis nicht fürchterlich sei, bejahte er zwar, schob aber gleichzeitig hinterher: „Aber wirklich schön ist die Modewelt nur, wenn es auch die Sünde gibt.“. Hallo, gehts noch? Als wenn die Modewelt mit ihren unerfüllbaren Ansprüchen nicht schon genug Schaden anrichtet, wird hier auch noch Zwangsprostitution nachgetrauert?
Nicht nur ich war schockiert. Auf Twitter und anderen Plattformen wurde Joop als „kaputter Kerl“ deklariert und seine Aussage über „die gute alte Zeit“ kritisiert. Erst nach dieser Kritik bemüßigte Joop sich dazu, sich auf Instagram und Facebook zu entschuldigen:
„Ich möchte mich bei all denen entschuldigen, die ich im Zusammenhang mit meiner im SPIEGEL-Interview vom 12.11 getätigten Aussage verärgert oder verletzt habe. In meinem Kommentar zu vergangenen Zeiten der Modewelt wies ich auf die Korruption und Frivolität der siebziger und achtziger Jahre der Branche hin, deren Bestandteil bedauerlicherweise auch der respektlose und missbräuchliche Umgang mit Models war. Meine Aussage bezüglich der Sünde in der Modewelt war im Kontext deplatziert. Hierfür möchte ich an dieser Stelle aufrichtig um Entschuldigung bitten und betonen, dass ich jegliche Form von Machtmissbrauch und Gewalt damals wie auch heute zutiefst ablehne. Die respektvolle Behandlung eines jeden Menschen steht für mich innerhalb als auch außerhalb der Branche an erster Stelle.“
Natürlich ist zu hoffen, dass Wolfgang Joop ernsthaft über die Problematik seiner Aussagen nachgedacht hat, doch so wirklich nehme ich ihm seine Entschuldigung nicht ab. Viel zu stark ist Frauenfeindlichkeit noch immer in vielen Branchen verankert. Viel zu sehr sehen Männer wie Joop nicht nur über diese Problematik hinweg, sondern unterstützen sie auch noch aktiv mit einer nostalgischen Sicht auf den Missbrauch und ihrem Einverständnis durchs wegsehen. Und genau durch solche Unterstützer*innen sind Systeme, die Frauen und ihre Körper ausbeuten und benutzen, möglich.
Doch immerhin gibt es einen kleinen Lichtblick! Denn auch, wenn Männer wie Joop immer noch solche Aussagen ohne jegliche Scham in die Welt posaunen, bleiben sie nicht mehr unkommentiert. Frauenfeindlichkeit wird somit nicht mehr einfach nur hingenommen, sie wird kritisiert und das Bewusstsein der Ungerechtigkeit dahinter wird immer größer, auch dank der sozialen Medien!
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