Warum wir Frauen wütend sein sollten!

von | 15.11.2021 | Feminismus, Sexismus

Wut muss auch bei Frauen gezeigt werden! Foto: Unsplash

Ich war ein ziemlich wütendes Kind. Ungerechtigkeiten, weil ich ein Mädchen oder Migrantin war, machten mich nicht traurig sondern wütend. Unabhängig davon, ob sie in meiner Familie oder in der Öffentlichkeit stattfanden. Mit der Wut in meinem Bauch hatte ich das Gefühl einen Antrieb zu haben, etwas verändern zu können. Doch wirklich gerne gesehen, wurde diese Wut bei mir nicht, schließlich sei sie unweiblich. Und auch heute noch ist es keine gern gesehene Emotion bei mir. Das ist kein persönliches Empfinden, sondern hat Struktur wie die Journalistin, Gründerin und Autorin Ciani Sophia Höder in ihrem Buch „Wut und Böse“ aufzeigt. Denn Wut wird bei Frauen anders interpretiert als bei Männern. Bei der erste Gruppe ist es eine Hysterie, bei der zweiten Durchsetzungskraft. 

Doch woran liegt das? In der Präsentation zu ihrem Buch, erläutert Höder: „Wut ist integral mit Macht verbunden. Das heißt, dass die Person, die wir in unserer Gesellschaft als wertvoll erachten kriegen Raum ihre Wut auszudrücken und wir hören ihnen zu.“. Das heißt im Umkehrschluss, dass Frauen weniger mächtig sind als Männer und wenn dann auch noch andere Diskriminierungsformen wie Rassismus, Ableismus oder Queerfeindlichkeit hinzukommen, wird die Wut noch mehr herabgewürdigt. Denn diese Menschen haben noch weniger Macht.

Besonders gut zu sehen, ist dies am Beispiel der „Angry Black Women“, also der wütenden Schwarzen Frau. Bei der, so die Autorin Roxane Gay, die Persönlichkeit vieler Schwarzer Frauen auf die immer wütende Frau begrenzen will und sie somit nicht mehr ernst genommen werden muss. Sowieso werden wütende Frauen meistens nicht ernst genommen, vielmehr werden sie als sie irrational, emotional und nicht zuletzt hysterisch wahrgenommen, wie eine Studie aus dem wissenschaftlichen Magazin “Law and Human Behavior” zeigt.

Dabei sollte Wut – wie übrigens jedes Gefühl – geschlechtsneutral sein und von jedem und jeder und allen dazwischen gelebt werden dürfen. Denn zum einen ist es nicht gleichzusetzen mit Aggression, wie Höder betont, sondern vielmehr eine transformierende Kraft, die den Status qou nicht nur in Frage stellt, sondern verändern kann. Und auch wenn meine Wut nicht akzeptiert wurde, so werde ich die Wut meiner Tochter zukünftig nicht nur aushalten, sondern sie ermuntern dieses Gefühl zu fühlen und seine Kraft zur Veränderung der Umstände einzusetzen. Denn kaum ein anderes Gefühl ist so ein guter Wegweise für Ungerechtigkeiten.

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