78 Jahre nach Auschwitz – Wir haben in der Aufarbeitung der NS-Verbrechen versagt!
Dies ist eine beispielhafte Bildunterschrift
Kein anderer Ort steht so sehr für die menschenverachtenden Verbrechen der Nazis wie dieser. „Ihr seid nicht schuld an dem was war, aber verantwortlich dafür, dass es nicht mehr geschieht“, sagte der Shoa-Überlebende Max Mannheimer. Er erzählte wie viele andere Überlebende der Konzentrationslager Schüler*innen immer wieder seine Geschichte. Über die Folter, den Hunger und die Entmenschligungen dieser Orte und der Menschen darin. Mannheimer starb im Jahr 2016 und neben ihm sind es immer mehr Überlebende, die von uns gehen. Und somit wird es unsere Verantwortung, dass ihre Geschichten nicht mit ihnen gehen!
Allerdings scheint dies gar nicht so einfach zu sein. Denn wie eine Studie der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) und der Universität Bielefeld im Jahr 2018 festgestellt hat, glaubt die gleiche Menge an Befragten, dass ihre Vorfahren im Widerstand waren oder potentiellen Opfern geholfen hätten, wie, dass ihre Vorfahren Täter waren. Dabei ist bekannt, dass sich nur 0,3 Prozent der Bevölkerung gegen die Gewalt der Nazis eingesetzt haben oder potentiellen Opfern geholfen haben. Zur Erinnerung: Die NSDAP hatte 1945 rund 8,5 Millionen Mitglieder, also Menschen, die gezielt diese Politik unterstützten. Dabei sind all diejenigen nicht mit eingerechnet, die den Faschismus und seine Folgen mindestens billigten, aber nicht der Partei beitraten.
Gleichzeitig werden rassistische Narrative in Politik und auch in den Medien – ich denke da an die falschen Beschuldigungen nach Silvester – immer sagbarer. Und ein Friedrich Merz schämt sich dabei auch nicht, offen immer wieder zu sagen, wie sehr er seinen Opa Josef Paul Sauvigny bewundere. Dabei war dieser Mitglied der NSDAP und SA und gleichzeitig Bürgermeister der Stadt Brilon. In dieser Funktion hielt er auch am 1. Mai 1933 eine Lobrede auf Hitler. Und damit kommen wir auch zum nächsten Problem: Der Aufarbeitung der NS-Verbrechen in Deutschland.
Denn Sauvigny wurde nach einer Klage durch ihn von einem Minderbelasteten auf einen Mitläufer runtergestuft. Hierdurch war nicht nur sein Ruf wieder aufgebaut, sondern er erhielt statt 60 wieder 100 Prozent seiner Rente. Die Begründung, er sei unter Zwang der SA beigetreten, da er sonst seinen Posten als Bürgermeister verloren hätte. Mal ganz davon ab, dass dies wohl ein Opfer gewesen wäre, das durchaus hätte erbracht werden können, um sich gegen eine menschenverachtende Politik zu stellen. Unabhängig davon erklärt oder entschuldigt dies für mich die Lobrede auf Hitler keineswegs!
Und das ist aus meiner Sicht der nächste Schritt, den wir in der Erinnerungskultur in Deutschland gehen müssen. Wir müssen nicht nur die Verbrechen der Nationalsozialisten anerkennen, wir müssen nicht nur die Verantwortung der gesamten Gesellschaft an diesen Verbrechen anerkennen. Wir müssen auch endlich Folgen daraus ziehen, dass wir als Land komplett bei der Aufarbeitung dieser Verbrechen und der Gerechtigkeit für die Opfer versagt haben. Nicht nur für die Opfer, nicht nur für die Nachkommen dieser. Wir sind es uns als Gesellschaft schuldig, denn das Negieren und Runterspielen rechter Straftaten zieht sich wie ein roter Faden bis in die heutige Zeit. Und dies zu beenden, liegt in unserer Verantwortung!
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