Schüsse auf eine Moschee in Halle und das Schweigen des Tagesschau-Moderators Constantin Schreiber

von | 26.01.2022 | Rassismus

Im Bestseller Inside Islam schürt Constantin Schreiber Vorurteile gegenüber Muslim:innen.

Foto: ullstein.

Ein Mann feuerte aus seiner Wohnung mehrere Schüsse aus einer Luftdruckwaffe auf das Islamische Kulturcenter während des Mittagsgebets in Halle (Saale), am Sonntag, den 23.01. Verletzt wurde niemand, aber es ist dennoch berichtenswert und definitiv bundesweit relevant. Allerdings sieht das die Tagesschau-Redaktion anders.
 
Kein Wort darüber in der Tagesschau am 23.01. Am 24.01 auch nicht, als Constantin Schreiber die Hauptausgabe der Tagesschau um 20 Uhr moderierte. Jener Constantin Schreiber, der den Bestseller „Inside Islam“ und die daraus resultierende Fernsehreportage „Moscheereport” im Jahr 2017 produziert hat.
 
In beiden Formaten besuchte er Moscheen in Deutschland, in denen er sich die Freitagspredigten anhörte und diese übersetzen und einordnen ließ. Constantin Schreiber hat dabei eine „einseitige Fokussierung auf radikale, militante und abgrenzende Prediger“ gelegt, so die Freiburger Islamwissenschaftlerin Prof. Johanna Pink.
 
Constantin Schreibers Berichterstattung legt den Nährboden für Misstrauen und für Vorurteile gegen Muslim*innen. Und ja, auch für die Schüsse in Halle. Zu den Schüssen schweigt Schreiber nun aber. Die verzerrende Darstellung des Islams in Deutschland und das Schweigen bei antimuslimischen Rassismus sind zwei Seiten derselben Medaille, Herr Schreiber.
 
Leider ist Constantin Schreiber kein Einzelfall. Der Schweizer Auswertungsdienst Media Tenor stellte in einer Langzeit-Auswertung zwischen 12/2013–11/2016 fest, dass rund 75 Prozent aller Berichte in deutschen TV-, Radio- und Print-Leitmedien über Muslime und ihre Vertretungen tendenziell negativ sind.
 

Es ist an der Zeit für eine differenzierte Islam-Berichterstattung! Vor allem sollten Leitmedien wie die Tagesschau über Schüsse auf eine Moschee berichten, sodass ein stärkeres Problembewusstsein gegen Islamfeindlichkeit entsteht.

Richtigstellung: Im Beitrag entsteht der Eindruck, das Tagesschau-Sprecher*innen wie Constantin Schreiber Einfluss auf die Themenauswahl der Nachrichtensendungen haben. Dies ist jedoch nicht der Fall. Vielmehr liegt die Entscheidung zur Themenauswahl bei der Tagesschau-Redaktion. Demnach ist Constantin Schreiber nicht für die ausgebliebene Berichterstattung über den Anschlag in Halle verantwortlich, sondern die Redaktion insgesamt. Wir entschuldigen uns für den falschen Eindruck, der unbeabsichtigt entstanden ist. Die grundsätzliche Kritik im Beitrag bleibt jedoch bestehen: Die Tagesschau hätte über die Schüsse auf die Moschee in Halle berichten sollen, weil es sich um ein bundesweit relevantes Ereignis handelt. Außerdem hat Constantin Schreiber mit seinem Bestseller „Inside Islam“ und der daraus resultierenden Fernsehreportage „Moscheereport“ undifferenziert, verzerrend, tendenziell negativ und teilweise faktisch falsch über Muslim*innen in Deutschland berichtet und dadurch Vorurteile geschürt. Dies spiegelt zu einem Großteil die Islam-Berichterstattung etablierter Medien in Deutschland wider.

 

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