„Njette Mädchen“ Podcast – Wir brauchen keine weiteren Klischees über Russen!

von | 25.01.2022 | Diskriminierung, Rassismus

Matrojschkas | Bild: unsplash

Mit „Njette Mädchen“ habe ich einen neuen Postost-Podcast entdeckt und das auch noch vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk! Wie cool, wir – aus dem Podost Raum mit unsere Geschichten und Identitäten – bekommen einen prominenten Platz! Leider war die Freude zu früh, denn der Podcast, der innerhalb von „DASDING“ erscheint, erläutert nicht wie versprochen „was sie und die post-sowjetische Generation in Deutschland bewegt“. Vielmehr wird ein Klischee nach dem anderen rausgehauen und auch nicht mit „Russenwitzen“ gespart.

Besonders in Folge 8 „Warum russische Medizin nichts für Schwache nerven ist“ werden Sprüche rausgehauen, die ich eher bei Stammtischparolen erwartet hätte, aber nicht in einem mehr oder weniger Bildungspodcast zu Russischen Identitäten in Deutschland. Russischstämmigen Menschen wird kollektiv Medikamenten-Schmuggel und Missbrauch vorgeworfen, es fallen Sätze wie „Die Paracetamol am nächsten Tag braucht deine Mutter ja auch, wenn sie so viel Wodka trinkt“. Und leider ziehen sich diese rassistischen Narrative durch alle Folgen. 

Mit meiner Kritik bin ich nicht alleine. Unter dem ARD Instagrampost zum „Njette Mädchen Podcast“, gab es reichlich Stimmen aus der Postost-Community, die sich über die Themenwahl der Folgen als auch deren Ausarbeitungen zurecht aufgeregt haben. Unter anderem schrieb die Schriftstellerin Ani Menua: „Liebe ARD, die Auseinandersetzung mit einer der größten Communities in Deutschland mit dem supercoolen Adjektiv „nett“ geht völlig an der heutigen Realität und der Dynamik unserer Community vorbei. Wir sind so aktiv, wie nie zuvor, wir sind divers, multidimensional und multilingual und das zeichnet sich in unserer Arbeit ab. In welcher Form taucht das in Ihrer „njetten“ Blase auf und wie integrieren Sie kritische Positionen in die Entität „njett“?“ . 

Bisher haben weder die beiden Podcast-Hosts noch die ARD auf die Kritik reagiert oder sich dazu in irgendeiner Weise geäußert. Ich finde es nach wie vor wichtig und richtig, dass die zahlreichen Menschen aus der Postost Community Gehör finden, allerdings hätte ich gerade vom öffentlich-rechtlichen erwartet, dass dies reflektierter passiert, besonders weil es so tolle, informative und dabei trotzdem unterhaltsame Formate gibt. Wir sind viele und wir sind so viel mehr als das Klischee der Säufer.

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