Refugees welcome? – Nur mit der richtigen Hautfarbe!
Zaun an der Grenze | Bild: unsplash
Seit dem Beginn des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine, befinden sich zahlreiche Menschen auf der Flucht. Nach ersten Angaben der UN sind bisher 120.000 – 200.000 Menschen aus der Ukraine in angrenzende Länder geflüchtet, allerdings steigen die Zahlen stündlich und sind nicht eindeutig. Doch anders als ich befürchtet hatte, konnten die meisten Geflüchteten Menschen ohne Probleme nach Polen, Ungarn, Rumänien und andere angrenzende Länder flüchten. Selbst offizielle Papiere waren teils nicht nötig. Eine Nachricht, die mich enorm gefreut hat, aber einen faden Beigeschmack hinterlassen hat.
Anscheinend ist es doch kein großes Problem Menschen aufzunehmen, die vor einem Krieg flüchten. Anscheinend müssen sie nicht zwangsweise im Wald an der Grenze frieren und hungern, wie syrische, irakische und afghanische Geflüchtete an der polnisch-belarussischen Grenze. Anscheinend kann diese Hilfe durchaus als unsere menschliche Verpflichtung verstanden werden. Oder etwa nur, wenn es sich bei den Geflüchteten Menschen um weiße Menschen handelt? Versteht mich nicht falsch: Ich bin positiv überwältigt, von der Solidarität, die die Ukraine gerade erfährt. Auch, aber nicht nur, weil ein Teil meiner Wurzeln in diesem Land liegen.
Doch leider ist mein Eindruck, dass Menschenrechte und damit auch der Schutz vor einem Krieg nur für einen bestimmten Teil der Bevölkerung gilt, in den letzten Tagen bestätigt worden. Es gibt zahlreiche Berichte darüber, wie Schwarze Menschen in Kyjiw und in anderen Teilen der Ukraine, die besonders stark vom Krieg betroffen sind, nicht ausreisen konnten. Selbst Frauen und Kinder, die bei der Evakuierung der Stadt höchste Priorität haben, werden aus Zügen und Bussen, die nach Polen fahren, gezogen. Sobald sie es dann doch irgendwie an die Grenze geschafft haben, dürfen sie diese nicht übertreten, da polnische Grenzbeamte ihnen den Übertritt verweigern.
Polen weist die rassistischen Vorwürfe zurück, auch wenn es zahlreiche Belege und Videoaufnahmen gibt. Und selbst wenn Polen die Situation Schwarzer Menschen an der Grenze verbessert haben sollte, müssen wir uns ob dieser Situation fragen, für wen „Refugees Welcome“ eigentlich gilt und wie sehr es von unserer eigenen Identifikation mit den Geflüchteten Menschen abhängt. Reicht unsere Solidarität und unser Mitgefühl nur für Menschen die aussehen wie wir selbst? Ich hoffe nicht!
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