Post-Sowjets unter Generalverdacht: Sollten sie jetzt schweigen, sich distanzieren oder Putins Angriffskrieg verurteilen?

von | 02.03.2022 | Diskriminierung, Rassismus

Ein Restaurant im baden-württembergischen Bietigheim erteilte Menschen mit russischem Pass wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine Hausverbot. Nachdem es Kritik und teilweise auch Drohungen gegen das Lokal hagelte, nahm man das Hausverbot zurück. Solch ein Verbot ist illegal und es werden dadurch Vorurteile geschürt.
 
Post-Sowjets stehen unter Generalverdacht, Putins Angriffskrieg zu befürworten, aber so ist es mehrheitlich nicht. Dies legt eine repräsentative Studie zur Einstellung der postsowjetischen Community in Deutschland nahe, die 2016, also nach der Annexion der Krim erhoben wurde.
 
“Die Studie zeigt zwar Sympathie für die Weltsicht der russischen Führung – aber wenig Neigung, diese mit Gewalt dem Rest der Welt aufzuzwingen. So waren 52 Prozent der Meinung, dass der Westen Russland nicht genug Respekt entgegenbringt, aber gerade mal 14 Prozent hielten russische Interventionen in der ukrainischen Politik für gerechtfertigt (1).“
 
Trotz dieser eindeutigen Ergebnisse, werden Post-Sowjets teilweise aufgefordert, sich von Putins Angriffskrieg zu distanzieren. Eine Distanzierung ist jedoch völlig fehl am Platz, denn wenn sich jemand von Putins Angriffskrieg distanziert, so sagt die Person zugleich auch, dass zwischen ihr und Putin eine Nähe bestand. Sinnvoller ist es Putins Angriffskrieg zu verurteilen, denn dadurch wird die ablehnende Haltung gegenüber Putins Krieg deutlich.
 
Und dann gibt es noch Post-Sowjets, die sich zu Putins Angriffskrieg nicht äußern. Das Schweigen dieser Menschen sollte nicht als Zustimmung oder Gleichgültigkeit interpretiert werden. Nicht jede*r ist in der Lage eine Stellungnahme abzugeben. Manche Menschen fürchten auch Konsequenzen, weil Teile ihrer Familie in der Ukraine oder Russland leben.
 
Offizielle Verbände und Personen des öffentlichen Lebens mit Russland-Bezug sollten die Aggression der russischen Regierung jedoch deutlich verurteilen, weil sie eine größere Verantwortung haben. Dies ist auch vielfach geschehen, darunter von der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, dem Deutsch-Russischen Forum und nicht zuletzt dem Bundesverband russischsprachiger Eltern.

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