Sprache ist politisch: Es heißt Kyjiw nicht Kiew!

von | 15.03.2022 | Diskriminierung

Die ukrainische Flagge | Bild: unsplash

Seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hören wir auch in Deutschland vermehrt von ukrainischen Städten. Dabei ist mir ein auf den ersten Blick marginaler Unterschied in der Berichterstattung aufgefallen, der bei genauerem Hinsehen einen großen Unterschied macht. 

Während in der deutschen Berichterstattung mit sehr wenigen Ausnahmen – wie dem Katapult Magazin – von „Kiew“ die Rede ist, schreiben englisch-sprachige Medien „Kyiv“, womit sich deutsche Medien auf die russische Transliteration von „Киев“ und englische auf die ukrainische „Київ“ beziehen. Man möchte meinen, es sei doch egal, wie man die Stadt schreibt, schließlich geht es darum, dass alle wissen was gemeint ist und dann ist gut. Doch so einfach ist es nicht!

Der Krieg wird nicht nur mit militärischen Waffen geführt, es ist auch ein Krieg der vermeintlichen Wahrheit und auch um die Frage „Ist die Ukraine ein souveräner Staat oder ein historischer Teil Russlands?“. Für die meisten der deutschen Medienschaffenden ist diese Frage sehr wahrscheinlich leicht und schnell zugunsten der Ukraine beantwortet, doch warum nutzt ihr dann die Sprache und Schreibweise des Aggressors? Warum setzt ihr die Russifizierung fort, unter der die russische Sprache und Kultur allen Ländern der ehemaligen Sowjet Union durch verschiedene Maßnahmen aufgezwungen wurde?

Sprache ist wirkmächtig, Sprache schafft Realität. Das sollte uns nicht erst jetzt bewusst werden. Und auch wenn es für den Ausgang des Krieges in der Ukraine keinen Unterschied macht, ob wir von Kiew oder Kyjiw sprechen, so unterstreichen wir mit diesem schlichten und einfachen Schritt die Souveränität der Ukraine. Und so appelliere ich an alle Berichterstatter*innen in Deutschland, alle Medienhäuser und alle Journalist*innen, die über den Krieg berichten, wählt eure Schreibweise weise, denn sie ist politisch! 

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