Mohamed Amjahid on fire: “Plakataktionen gegen Rassismus reichen nicht”

von | 30.05.2022 | Rassismus

Dies ist eine beispielhafte Bildunterschrift

“Rassismus ist angeboren und Teil der menschlichen DNA. Aus dem Grund kann nichts dagegen unternommen werden.” Manche Menschen vertreten diese Meinung. Und manchen davon ist der Autor Mohamed Amjahid begegnet, aber er kann nichts mit dieser Sichtweise anfangen. Er ist davon überzeugt: „Rassismus wird gesellschaftlich konstruiert und kann wiederum dekonstruiert werden.“

In seinem Buch „ Der weiße Fleck – Eine Anleitung zu antirassistischem Denken” gibt Amjahid den Leser*innen keine Empfehlungen, keine Ratschläge, sondern vielmehr Handlungsoptionen, wie jede*r Rassismus dekonstruieren kann. Einige teilte er bei seiner Lesung im Essener Katakomben Theater, am 29. Mai 2022, auf eine humorvolle Weise mit sanfter Stimme mit. Und das, obwohl der Journalist von sich selbst behauptet „on fire“ zu sein.

Die zweite Handlungsoption in seinem Buch lautet: “Bilden Sie sich eigenständig weiter”. Er legt den Leser*innen nah, einfach mal eine Runde zu googeln. Zum Beispiel ob es ok ist, einer Schwarzen Person in die Haare zu fassen oder ob es in Ordnung ist, nichtweiße Personen als Allererstes nach ihrer Herkunft zu fragen. Amjahid vermittelt seine Message mit einem ironischen Unterton, aber er meint es völlig ernst und ruft dazu auf, Studien und Statistiken über Rassismus zu sichten.

In Handlungsoption Nr. 6 appelliert der Autor daran, rassistische Fremdzuschreibungen wie das N-Wort oder NAFRI aus dem Vokabular zu streichen. Er sei jedoch gleichzeitig der Letzte, der Menschen den Mund zukleben würde. Jede*r müsse schon selbst auf die eigene Wortwahl achten.

Die Handlungsoptionen klingen für von Rassismus betroffene Menschen wie Selbstverständlichkeiten, aber für die weiße Mehrheitsgesellschaft sind diese Aspekte oft unsichtbar. Diese blinden Flecken will Mohamed Amjahid in seinem Buch auflösen.

Amjahid verharrt jedoch nicht auf der individuellen Ebene bei der Rassismusbekämpfung, sondern holt zu einem gesellschaftlichen Rundumschlag aus. Er prangert Rassismus in den Medien (speziell in der Satire), der Politik, dem Wohnungsmarkt, dem Gesundheitssystem und ja, auch in der migrantischen Community an. 

Gegen solche Missstände müsse systematisch vorgegangen werden. „Plakataktionen gegen Rassismus reichen nicht“, so Amjahid. Spätestens an der Stelle merkt jede*r, dass Amjahid tatsächlich on fire ist, so sanft seine Stimme auch klingen mag. Diesen Funken habe ich in diesem Moment deutlich gespürt und ich gehe davon aus, dass aktiv mitdiskutierende Publikum ebenfalls. 

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