365 Tage Angriffskrieg – Trauer, Wut und Hoffnung

von | 01.03.2023 | migration

zerstörte Autos in der Ukraine.

Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine ist heute genau ein Jahr her. Mittlerweile erscheinen mir die ersten Tage nach dem 24. Februar 2022 wie ein Fiebertraum. Rückblickend weiß ich nicht mehr, wie ich meinen Alltag bewältigt habe und meinem Kind ein glückliches Gemüt vorgespielt habe. Denn in ihrer Abwesenheit konnte ich nicht anders, als mir jedes Bild aus der Ukraine anzusehen, jede neue Nachricht wie besessen zu verschlingen und meinen Newsticker minütlich zu aktualisieren. Ich hatte das Gefühl, ich müsste mir alles ansehen, jedes zerstörte Gebäude, jeden erschossenen Zivilisten, jeden noch so schrecklichen und fern jeglicher Menschlichkeit veröffentlichten Artikel über die Kriegsverbrechen in der Ukraine. Es war mein Versuch, gegen meine eigene Hilflosigkeit anzukommen. Geholfen hat es wahrscheinlich niemandem, mir am wenigsten.

Noch immer sucht mich ein Bild bis in meine Träume heim. Ein Foto, auf dem ein Kleinkind in Windeln zu sehen ist, auf dessen Rücken in sichtbar zittriger Handschrift die Daten der Eltern stehen, damit es zugeordnet werden kann, falls die Eltern die Flucht nicht überleben. Gleichzeitig konnte mich niemand vor der Wucht bewahren, die Sprache der geflüchteten Kinder zu verstehen. Die sich hier in Deutschland auf dem Spielplatz zwischen Sandburgen und Rutschen selbstverständlich über die Schrecken der Flucht unterhielten, als wäre es bloß eine Geschichte aus dem Kitaalltag. Man sagt, in jeder Sprache fühle man anders. In meiner Muttersprache fühle ich vor allen Dingen Schmerz. 

Und neben den Gräueltaten der russischen Soldaten in der Ukraine, für die sie teilweise sogar noch in Russland ausgezeichnet wurden, kamen noch die deutschen sogenannten Intellektuellen, die noch immer meinen, es besser zu wissen. Noch immer meinen sie, die Ukraine müsse sich ergeben oder zumindest offener für Verhandlungen sein. Doch wie verhandelt man über Verbrechen an der Menschlichkeit? Wie verhandelt man über einen Krieg, der nichts anderes im Sinn hat, als die Ukraine, ihre Geschichte, Sprache, eigentlich ihre gesamte Identität auszulöschen? Und wie vermessen kann man sein, dies als Außenstehende von einem anderen Volk zu verlangen? 

365 Tage dauert der Angriffskrieg auf die gesamte Ukraine mittlerweile an. 365 Tage, die von Leid geprägt waren und doch sind es auch 365 Tage, nach denen es die Ukraine noch immer gibt! Und das liegt maßgeblich an dem Willen der Ukrainer*innen zu überleben. Aber auch an westlichen Politiker*innen denen aufgegangen ist, dass sie Waffen liefern mpssen. Wenn wir wollen, dass die Ukraine in weiteren 365 Tagen noch existiert und gegen das imperialistische Russland gesiegt hat, dann dürfen wir mit der Unterstützung nicht aufhören. Denn in welchem Europa wir in

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