Familien und Kinder werden von der Politik vergessen
Das Familienleben könnte so schön sein, wären da nicht die Umstände.
Ich wollte diesen Text schon länger schreiben. Allerdings war entweder mein Kind krank oder die Kita wegen Personalmangels im Notbetrieb. Damit bin ich nicht allein. In Tübingen zum Beispiel sollen die Kita-Öffnungszeiten gekürzt werden, damit weniger Kitas in den Notbetrieb gehen müssen oder wegen Personalengpässen sogar vorübergehend schließen müssen. Das trieb viele Eltern auf die Straße, denn insbesondere für Alleinerziehende und Geringverdiener*innen sind verkürzte Öffnungszeiten ein Problem. Wer weniger Zeit zum (Lohn)arbeiten hat, verdient auch weniger. Insbesondere Frauen, denn noch immer sind sie es, die hauptsächlich die Betreuung von Kindern übernehmen.
Etwas höhnisch wirkt es dann, wenn aus der Politik die Forderung kommt, dass Frauen mehr Vollzeit arbeiten sollten oder generell laut über eine 42-Stunden-Woche nachgedacht wird, damit der Fachkräftemangel ausgeglichen werden kann. Wer die Kinder in der Zeit versorgen soll, wird dabei aber nicht gefragt. Und so verwundert es mich auch nicht, wenn ich mir Studienergebnisse anschaue, bei denen es um das Vertrauen in die Politik geht. Bei einer Bertelsmann Studie, die von der Universität Bremen ausgewertet wurde, kam heraus, dass jede dritte Mutter in Deutschland „gar kein“ Vertrauen in die Bundesregierung hat und nicht mal jede zehnte Mutter sagte, dass sie „sehr hohes“ oder „hohes“ Vertrauen in die Bundesregierung hat. Bei keiner der befragten Gruppen aus der Studie war das Vertrauen so niedrig wie bei den Müttern!
Verwunderlich ist das keineswegs! Ich erinnere daran, dass Kinderkliniken im letzten Jahr überlastet waren, Fiebersäfte für Kinder nicht mehr verfügbar waren und zwischenzeitlich aus der Politik der Ratschlag kam, sich doch in der Nachbarschaft mit Medikamenten auszuhelfen. Und das war nur der Tropfen auf dem heißen Stein. Ich denke da an die plötzlichen Schließungen von Kitas und Schulen 2020 aufgrund der Corona-Pandemie, als Eltern es irgendwie schaffen sollten, gleichzeitig im Home-Office zu arbeiten, ihre Kinder zu betreuen und im Homeschooling noch Lehrer*in spielen mussten! Oder das danach stattfindende Pingpong aus Distanz- und Wechselunterricht, das seitdem stattfand. Und das alles, während über mehrere Monate hinweg, das Familienministerium unbesetzt blieb, nachdem Franziska Giffey zurücktrat.
Kurz: Familien wurden allein gelassen und zur Privatangelegenheit erklärt. Sind ja nur 15 Millionen Erwachsene, die mit mindestens einem minderjährigen Kind leben. Die kann man schon mal vergessen. Und schließlich haben sich diese Menschen ja selbst für ihre Kinder entschieden (Ironie off!). Zumindest scheint dies der allgemeine Tenor zu sein, sobald Eltern sich über die untragbaren Zustände beklagen. Dabei sollte längst klar sein, wenn Eltern einmal streiken würden, würde dieses Land nicht mehr funktionieren. Kinder und Familien dürfen politisch keine Nebenrolle mehr spielen, denn sie sind es, die die Zukunft des Landes entscheiden werden.
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