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Trauer aus der Ferne. Bild: unsplash
Geliebte Menschen zu verlieren ist schwierig, fΓΌr jede*n. Besonders schwierig ist, es wenn wir keinen Abschied nehmen kΓΆnnen, keine letzten trΓΆstenden Worte, keine letzte Umarmung, nicht mal mehr ein Blick auf diesen Menschen. WΓ€hrend Corona war dies fΓΌr einige Menschen traurige RealitΓ€t, fΓΌr andere war es das bereits vor der Pandemie. Auch bei mir. Ein Teil meiner Familie lebt ΓΌber 6.500 Kilometer von uns entfernt. Eine Reise in den SΓΌden Sibiriens dauert ΓΌber 24 Stunden und mit einem Kleinkind ist dies selbst ohne Pandemie schwer zu bewΓ€ltigen. Und so konnte ich mich von meiner Lieblingstante, meiner Namensvetterin, meinem Vorbild, nicht verabschieden.
Das fΓΌhrt nicht nur dazu, dass ich all das Ungesagte bereue, viel hΓ€ufiger vergesse ich schlicht, dass meine Tante tot ist. In dem Buch βDas letzte Fest- Neue Wege und heilsame Rituale in der Zeit der Trauerβ, von Florian Rauch, dem GeschΓ€ftsfΓΌhrer des Bestattungsinstitut βAstas Lebens- und Trauerkulturβ heiΓt es: βDas wichtigste Ritual in den Tagen zwischen Tod und Beerdigung ist das Ritual des Abschieds von dem Verstorbenen, den wir geliebt haben. Es ist der Dreh- und Angelpunkt der Trauer: der Abschied am offenen Sarg, von Angesicht zu Angesicht mit dem Toten. Zum ersten Mal nach seinem Tod sehen wir den Verstorbenen wieder und kΓΆnnen begreifen und spΓΌren, dass der Tod da istβ.
Und so geschieht es immer wieder, dass , dass ich kurz zusammenzucke, wenn meine Tochter sagt, sie sehe ihre βBabaβ als Stern am Himmel. Man kΓΆnnte also sagen, dass ich mich noch immer, mehr als ein halbes Jahr nach dem Tod meiner Tante, in der ersten Phase der Trauer nach Verena Kast befinde. Dieses vier Phasenmodell versucht die Prozesse aufzuzeigen, die Menschen in Trauer durchlaufen. Es beginnt damit, dass man das Ereignis nicht wahrhaben mΓΆchte und endet damit, dass wir Frieden mit der Situation finden konnten.
Ich hoffe, ich finde mΓΆglichst bald Frieden damit, denn meine Verwandtschaft wird Γ€lter, es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich keinen Abschied nehmen konnte. Umso mehr genieΓe ich jeden Moment zusammen und sei er durch die Entfernung auch nur digital. Denn so sehr wir auf die sozialen Medien schimpfen, so sehr kΓΆnnen sie 6.665km in Sekunden schnelle ΓΌberwinden und mir meine Familie auf den Bildschirm holen.
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