In Lützerath wird nicht der Klimawandel entschieden, sondern soziale Gerechtigkeit!
Das Loch bei Lüzerath wird immer größer.
„Die Guten kämpfen gegen die Bösen. Nur ist Lützerath nicht der Ort, an dem sich das Schicksal der Erde entscheidet. Ob der Ort weggebaggert wird oder nicht, spielt im Kampf gegen den Klimawandel keine wirkliche Rolle“, schrieb die FAZ am Sonntag, nachdem das Dorf Lützerath geräumt wurde. Mal mehr, mal weniger friedlich. Am Montag verließen auch die letzten beiden Aktivsten, die sich in selbst gebauten Tunneln verschanzten, das Dorf. Und während der Abbau der Kohle vorbereitet wird, stelle ich mir die Frage: “Ist Lützerath wirklich egal?” Oder unterschätzt die FAZ den Symbolwert da nicht ein wenig?
Denn selbst wenn Lützerath und der Abbau der darunter liegenden Kohle für den Klimawandel wirklich keinen Unterschied macht, macht er nicht einen großen Unterschied für alle, die dabei zusehen? Denn denke ich an Lützerath, denke ich an Gefangenentransporter der Polizei, die von RWE gestellt und vom Steuerzahler bezahlt werden. Ich denke an Polizist*innen, die mit Schlagstöcken und Pfefferspray auf Demonstrierende losgehen, damit ein Multimillarden Konzern Kohle abbaggern kann, von der nicht sicher ist, ob sie überhaupt gebraucht wird. Und nicht zuletzt denke ich daran, wie dies alles von der Politik gestützt wird.
Und dabei frage ich mich, welche Rechte verteidigt die Politik eigentlich noch? Die der Bürger*innen oder die der Konzerne und ihrer Profite? Wobei Lützerath für mich persönlich bei dieser Frage nur exemplarisch steht. Denn wie beim Weltwirtschaftsforum veröffentlicht wurde, konnten Energie- und Lebensmittelkonzerne ihre Gewinne 2022 verdoppeln und haben einen Großteil der Gewinne an ihre Aktionär*innen ausgezahlt. Zeitgleich gibt es immer mehr Menschen, die nicht wissen, wie sie ihre Energierechnung bezahlen sollen und die Tafeln einen Zulauf wie noch nie haben.
Wenn ich dann aus der Politik Tipps zum Kaltduschen oder anderen Einsparmöglichkeiten höre, kommt mir das Ganze nicht ganz koscher vor. Denn wie kann es sein, dass wir in der Masse zu Solidarität und Verzicht aufgerufen werden, während sich andere die Taschen vollmachen? Und wie kann es sein, dass ein Konzern ein Dorf für Profite abbaggern kann, während wir die Folgen des Klimawandels tragen müssen? Könnte es sein, dass Geld einen entscheidend höheren Einfluss auf unsere deutsche Politik hat, als sich mancher eingestehen möchte? Und wird damit in Lützerath vielleicht statt des Klimawandels, die soziale Gerechtigkeit entschieden? Ich möchte es nicht entscheiden, aber ich bin mir sicher, mit Lützerath wird nicht nur entschieden, ob ein Dorf bleiben darf oder nicht.
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