Roses Revolution Day – Jede zweite Geburt ist gewaltvoll

von | 30.11.2022 | Feminismus

Ständige CTG Überwachung zur Entlastung der Hebammen. | Bild: unsplash

Vor mittlerweile fünf Jahren habe ich meine Tochter in einem Krankenhaus zur Welt gebracht. Und obwohl diese Geburt mit vielen Schmerzen verbunden war und ich immer noch der Meinung bin, die Natur hätte sich doch eine bessere oder zumindest leichtere Methode der Geburt erdenken können, erinnere ich mich gerne an diesen Tag zurück. Ja, ich würde sogar behaupten, es war der schönste Tag meines Lebens. Das kann ich allerdings nur sagen, weil meine Geburt sehr selbstbestimmt war und ich mich zu jedem Zeitpunkt gut und sicher aufgehoben gefühlt habe. Was eigentlich selbstverständlich klingt, ist es für viele Gebärende nicht. Denn viele Frauen erleben psychische und/oder physische Gewalt unter der Geburt. 

Diesen Frauen möchte der Roses Revolution Day am 25. November ein Gesicht geben. Am Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen haben Betroffene die Möglichkeit, Rosen und einen Brief vor dem Krankenhaus oder Kreißsaal, in dem sie entbunden haben, abzulegen. Und das ist wichtig, denn auch wenn es keine handfesten Zahlen gibt, sprechen Initiativen wie Mother Hood e.V. davon, dass jede zweite Frau unter der Geburt Gewalt erlebt. Diese Frauen wurden angeschrien, festgehalten oder es wurden geburtsfördernde Praktiken an ihnen ausgeübt, ohne es mit ihnen abzusprechen. Die Liste ließe sich noch unendlich weiterführen. 

Und mit diesen Praktiken wird der schönste Tag des Lebens für viele zum Schlimmsten. Das liegt zum einen daran, dass Krankenhäuser -insbesondere in den Kreißsälen- massiv unterbesetzt und unterbezahlt sind. So kommt es vor, dass eine Hebamme mehrere Frauen gleichzeitig betreuen muss, obwohl die Ampel-Regierung in ihrem Koalitionsvertrag eine eins-zu-eins Betreuung der Gebärenden angestrebt hat und diese auch von der WHO empfohlen wird. Zusätzlich rechnet sich eine eingriffsarme Geburt für Krankenhäuser finanziell schlicht nicht. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass der wesentlich ertragreichere Kaiserschnitt in den letzten 30 Jahren doppelt so häufig durchgeführt wurde. 

Zusätzlich gibt es aus meiner Sicht noch ein weiteres Problem: unser Blick auf die Geburt. Denn uns wird medial und gesellschaftlich vermittelt, dass eine Geburt schmutzig und schmerzhaft sein muss und Gebärende nicht mehr bei Verstand sind. Und ja, Geburten sind kein Kaffeekränzchen, da müssen wir uns nichts vormachen, allerdings sind die Schmerzen so viel erträglicher, wenn sie liebevoll und insbesondere respektvoll behandelt werden.

Und dafür braucht es mehr und nicht weniger Geld für Geburtshelfer*innen und wir brauchen insbesondere ein Gesundheitssystem, das sich am Menschen und nicht am Profit orientiert. Denn ich wünsche keiner Frau, dass sie jedes Jahr aufs Neue am Geburtstag ihres Kindes mit den Geburtstraumata konfrontiert ist! Sondern mit Freude auf ihre Leistung zurückblicken kann!

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