42 Stunden Woche: Und wer macht dann die Carearbeit?

von | 01.07.2022 | Feminismus

Arbeit, arbeit, arbeit….| Bild:unsplash

Die Empörung ist groß: Letzte Woche sagte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, dass er mit der 42-Stunden-Woche sympathisiere. Mit den zwei Stunden extra pro Woche könne man das Rentensystem weiter aufrecht erhalten und weiterem Fachkräftemangel entgegenwirken. Dass die Idee gelinde gesagt dürftig ist, weil zum Beispielniemand so lange am Stück konzentriert ist oder bestimmte Jobs noch unattraktiver werden. Allerdings kam eine Frage so gar nicht auf: Wer macht bei einer 42-Stunden-Woche die unbezahlte Carearbeit?

Uns allen ist die Antwort wahrscheinlich klar: Frauen. Denn wir haben bereits während der letzten Coronajahre gesehen, dass Mütter das Nachsehen haben.  Sie kürzen eher ihre Arbeitszeiten und bleiben bei den Kindern zu Hause. Das ist kein subjektives Gefühl, sondern wissenschaftlich bestätigt. Und auch wenn wir auf die in Teilzeit arbeitenden Menschen schauen, dominieren dort die Frauen, insbesondere wenn wir uns die Altersspanne von 35 – 55 Jahren anschauen, also die Zeit in der viele Menschen Kinder bekommen und großziehen, sehen wir einen eklatanten Unterschied von 56,9 Prozent (Frauen) zu 7,5 Prozent (Männer). 

Und so frage ich mich, für wen soll diese 42-Stunden-Woche gelten? Nur für Männer? Nur für Menschen, die keine körperliche Arbeit leisten müssen? Nur für Menschen, die sich um niemanden sorgen müssen, auch nicht um sich selbst, weil jemand zu Hause ist, der dies übernimmt? Oder kommen wir dann doch auf die Idee Carearbeit zu bezahlen, damit das Konzept aufgeht? Denn eins sollte uns doch klar sein, wenn niemand mehr Zeit hat Kinder zu bekommen und großzuziehen, wird das Problem mit den Renten und den Fachkräften nicht per se kleiner. Denn wo keine Menschen, da keine Arbeitskraft. 

Natürlich würde es viel mehr Sinn ergeben, Menschen vernünftig zu bezahlen statt sie länger auf der Arbeit zu geißeln, doch wie Brecht schon sagte: „Wär ich nicht arm, wärst du nicht reich“. Und in Anbetracht der Situation um Carearbeit könnten wir für Frauen noch hinzufügen: „Bliebe ich nicht zu Haus, könntest du nicht raus“. 

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