“Warum hast du denn nichts gesagt?” – Wie unsichtbare Arbeit Mütter an ihre Grenzen treibt und wie wir es ändern können
Bild: Comic zu mental load | Quelle: https://krautreporter.de/1983-du-hattest-doch-bloss-fragen-mussen
Ich räume den Frühstückstisch ab und merke dabei, dass neue Milch gekauft werden muss. Auf dem Weg in die Küche stolpere ich über die Gummistiefel meiner Tochter und frage mich, ob sie mittlerweile nicht zu klein sind. Als ich mir die Hände im Bad wasche, fällt mir nicht nur auf, dass sich das Toilettenpapier dem Ende zuneigt, mir fällt auch noch ein, dass wir doch Klopapierrollen mit in den Kindergarten bringen sollten. Meine mentale to do Liste wächst in diesen zwei Minuten um einige Punkte und es hat noch nicht einmal jemand mitbekommen. Diese unsichtbare Arbeit, die den Alltag besonders in Familien mit Kindern vor dem Untergang bewahrt, nennt sich Mental Load und kann verdammt belastend und anstrengend sein.
Besonders eindrucksvoll fasst diese unsichtbare Arbeit ein Comic der Zeichnerin Emma zusammen. Darin wird aufgezeigt, wie sehr sich vor allen Dingen Väter darauf verlassen, dass ihre Partnerin die „Projektleiterin“ ist, während sie selbst der „Befehlsempfänger“ sind. Dies führt nicht nur häufig zu dem Satz „warum hast du denn nichts gesagt, dann hätte ich geholfen“ und einer ziemlich verqueren Beziehungsdynamik, sondern auch einer Überlastung der Mütter. Denn wenn diese in einer Familie mit Kindern nicht nur die Denkleistung ihrer eigenen Aufgaben übernehmen muss, sondern auch die des Vaters und der Kinder, geht die Rechnung der gerechten Aufteilung nicht auf. Und das natürlich zu Lasten der Mutter.
Wahrscheinlich werden jetzt einige (vor allen Dingen Männer) aufschreien und sagen, dass sie aber in einer gleichberechtigten Partnerschaft leben und WIRKLICH die Hälfte deraller Arbeit übernehmen. Um zu überprüfen, ob diese Behauptung wirklich stimmt, lohnt es sich nicht nur die eigene Partnerin zu fragen, ob sie dies auch so sieht, sondern auch den Mental Load Selbsttest zu machen.
In diesem Test sind verschiedene Aufgaben nach Kategorien wie „Haushalt“, „Kita/Schule“, „Beziehungspflege“ und einige mehr eingeteilt. Wer die Planung und Ausführung der Aufgabe übernimmt macht dort ein Kreuz und bekommt je nachdem, ob die Aufgabe täglich, wöchentlich, monatlich oder jährlich anfällt die entsprechende Punktzahl. Am Ende des Tests wird zusammengerechnet und verglichen.
Laut der Erfinderin ist das Ziel des Tests: „…die zahlreichen Aufgaben, die so anfallen, sichtbar zu machen und zu schauen, wie die Verteilung aussieht. Und in einem zweiten Schritt könnte man dann auch überlegen, wie man etwas verändern kann, falls man nicht zufrieden ist mit dem, wie es gerade so läuft“. Bei dem Test geht es also nicht darum jemanden an den Pranger zu stellen, sondern ansonsten unsichtbare Arbeit sichtbar zu machen und sie in der Folge gerecht aufteilen zu können. Ja, das klingt ziemlich stressig, aber nur wenn wir wirklich sehen was geleistet wird, kann es auch gerecht aufgeteilt werden. Und genau so kommen wir gleichberechtigten Beziehungen, ob mit oder ohne Kinder wieder ein kleines Stückchen näher.
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