Ich gehe Instagram durch und sehe nur eines: Tod. Liegen gelassene Leichen in den Straßen von Butscha, in Massengräbern verscharrt oder notdürftig von den Angehörigen beerdigt. Ein paar Slides weiter Fotos aus Berlin von Menschen, die Putins Gesicht, die russische Flagge und das Kriegsssymbol „Z“ offen zur Schau stellen. Und dabei beklagen, wie sehr sie hier in Deutschland als russischsprachige diskriminiert werden. 

Noch immer bekomme ich die Bilder aus Butscha nicht aus dem Kopf und noch immer geht in den selbigen nicht, wie man nur mit einem Funken Anstand an diesem Autokorso teilnehmen konnte – und doch taten es um die 900 Menschen verteilt auf 400 Autos. Von Reue ist bei dem Initiator des „Autokorso der Schande“, wie ihn der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk auf Twitter nannte, keine Spur. In einem Zeit Online Interview verteidigte sich der Initiator Christian Freier und gab zu, er bereue es nicht, dazu aufgerufen zu haben. 

Und auch andere russischsprachige Menschen scheinen kein Problem darin zu sehen. Denn weitere Autokorsos sollten in Hannover und Frankfurt stattfinden. Immerhin wurde letzterer verboten. Unterdessen darf der Autokorso in Hannover weiterhin stattfinden und läuft unter dem Motto „Gegen Volksverhetzung, Mobbing und Diskriminierung der russischen Bevölkerung“. Ehrlich gesagt fehlen mir bei diesem Motto die Worte und deswegen bin ich froh, dass sich bereits andere Stimmen aus der russisch-sprachigen Community zu Wort gemeldet haben, wie die deutsch-russisch-finnische Autorin Katharina Martin-Virolainen.

In einem Blogeintrag vom 5. April unter der Überschrift #NichtMeineLeute schrieb sie: „Wenn ihr wollt, dass man aufhört Russen zu hassen, dann habe ich für euch einen Tipp: Hört auf euch so zu benehmen!“ (6). Ich stimme dem voll und ganz zu, wobei ich – genauso wie Martin-Virolainen – den vorhandenen Antislawismus nicht kleinreden möchte, er besteht, er ist sinnlos und gehört genauso abgeschafft wie jede andere Diskriminierungsform. Aber das erreichen wir ganz sicher nicht mit den Pro-Putin Fans! Denn wer die Ermordung unschuldiger Zivilisten gutheißt, gehört ganz zurecht ausgeschlossen. 

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