Das N-Wort: Eure rassistische Sprache tötet Menschen!

von | 05.09.2022 | Rassismus

Black lives matter – auch in Deutschland!

Es wirkt mittlerweile fast wie ein Wettbewerb der Unreflektierten, die Disziplin: Schwarze Menschen entwürdigen. Teilnehmer*innen sind Menschen aus dem öffentlichen Leben in Deutschland, allerdings nicht die üblichen Verdächtigen. Nein, es sind Menschen wie die Autorin und Feministin Sophie Passmann, der allseits bekannte Satiriker Jan Böhmermann und die Moderatorin und Autorin Sarah Kuttner. Gerade die ersten beiden sind eher dafür bekannt, mit progressiven Aktionen, Büchern oder Forderungen zu glänzen. Allerdings scheint ihr Aktionismus bei Menschen abseits ihrer Hautfarbe aufzuhören. 

Kurz zusammengefasst haben Böhmermann und Kuttner das N-Wort in Podcasts reproduziert. Böhmermann schon 2020 in seinem Podcast „Fest und Flauschig“, allerdings ist die Folge noch unverändert online. Kuttners Entgleisung fand dagegen erst kürzlich statt, samt medialen Aufschrei, einem Entschuldigungsvideo voller weißer Tränen¹ auf Instagram und einem vorübergehenden Rückzug aus der Öffentlichkeit. Zusätzlich hat der Host des Podcasts “Hotel Matze“ den Podcast neu geschnitten und eine Kontextualisierung an den Anfang gesetzt. Sophie Passmann hingegen äußerte sich etwas weniger plump, trotzdem nicht unbedingt weniger herablassend gegenüber Schwarzen Frauen. Sie sprach in einem Interview mit der Schweizer Zeitschrift “annabelle” Schwarzen Frauen im Prinzip die Expertise zu ihren Rassismus-Erfahrungen ab und unterstellte ihnen mehr oder weniger Mediengeilheit. 

Ich werde hier jetzt nicht in aller Ausführlichkeit berichten, warum diese Aussagen falsch und rassistisch waren. Das haben einerseits Menschen wie Jasmina Kuhnke (@quatromilf) zu genüge getan und andererseits sollte jedem und jeder der rassistische und kolonialistische Ursprung des N-Wortes bewusst sein. Schließlich führen wir diese Debatte seit Jahrzehnten und treten dadurch im Diskurs und Handeln um Anti-Rassismus auf der Stelle. 

Statt also die Rechte von Schwarzen Menschen zu stärken, reproduzieren viele weiterhin ein zutiefst rassistisches Weltbild und das nicht nur sprachlich! Denn der Weg von der sprachlichen zur körperlichen Gewalt ist nicht so weit, wie einige meinen. Das konnten wir zuletzt in Italien sehen, als ein nigerianischer Straßenhändler von einem Italiener am helligten Tag auf der Straße totgeprügelt wurde, während Passant*innen die Tat lieber filmten statt einzugreifen. 

Ich bin mir sicher, dass auch der laxe Umgang mit rassistischer Sprache und der damit einhergehenden Entmenschlichung von insbesondere Schwarzen Menschen zu dieser Tat beigetragen hat. Denn wer nicht einmal sprachlich dazu bereit ist, sich anzupassen, wird auch nicht körperlich bei Gefahr für diese Gruppe einschreiten. Und somit ist es aus meiner Sicht nicht nur fahrlässig, wenn entschmenschlichende Begriffe verwendet werden, sondern eine Armutszeugnis an uns als Gesellschaft und sowieso an jede einzelne Person, die meint noch immer an diesen Begriffen festhalten zu müssen. 

 

¹  Weiße Tränen beschreiben die Neuen deutschen Medienmacher*innen in ihrem Glossar wie folgt: “Wenn weiße Menschen mit Rassismus und ihrem Weißsein konfrontiert werden, fühlen sie sich oft ungerecht behandelt und lenken mit den eigenen Emotionen von den Betroffenen ab. Dieses Verhalten wird als White Tears beschrieben.”

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