Der Ukrainekrieg ist nicht der erste Krieg seit 1945! – Ein Interview mit einer Betroffenen 

von | 29.03.2022 | migration

Dies ist eine beispielhafte Bildunterschrift

Mit Beginn des Krieges in der Ukraine, war aus einigen prominenten Mündern und Medien zu hören, es sei der erste Krieg in Europa seit 1945. Ein Blick in die Geschichtsbücher hätte diesen Menschen geholfen, denn nur mal kurz zur Erinnerung: In den 90er-Jahren fanden Kriege in Slowenien, Kroatien, dem Kosovo und Bosnien und Herzegowina statt, um nur einige zu nennen . Und vergessen wurde von diesen Menschen anscheinend auch, der bestialische Genozid in Srebrenica.

Wie nehmen Menschen aus den ehemaligen Kriegsgebieten in Europa diese Berichterstattung wahr und was macht die aktuelle Berichterstattung mit ihnen? Dazu haben wir habe wir die 30-jährige Sozialarbeiterin Liridona befragt, deren Vater in der 80er-Jahren aus dem Kosovo nach Deutschland kam. 

Wie hast du dich gefühlt, als du die Kriegsbilder aus der Ukraine gesehen hast?

Ich habe mir kaum Kriegsberichte angeschaut und hatte deshalb ein schlechtes Gewissen. Deswegen habe ich nach  Gründen für mein vermeintliches Desinteresse gesucht. Dabei hab ich festgestellt, dass mich die aktuellen Bilder in die Situation als Kind zurück versetzt haben, als ich meine Eltern vor dem Fernseher sitzen sah, wie sie um das Schicksal unserer Familie und anderer gebangt haben. Die Gefühle von Ohnmacht und Unsicherheit waren noch nicht so weit weg, wie ich vorher angenommen hatte. 

 

Viele schrieben zu dem russischen Angriffskrieg: „Zum ersten Mal wieder Krieg in Europa seit 1945“. Was sagst du dazu?

Gerade diese Aussage hat mir immer wieder einen Stich versetzt. Es ist verletzend, weil es für mich entweder auf Ignoranz oder bewusste Exklusion vieler europäischer Menschen und ihrer Geschichte hindeutet.

 

Siehst du Ähnlichkeiten in dem, nennen wir es mal zurückhaltenden Verhalten Deutschlands beim Ukraine Krieg zu den Jugoslawien Kriegen? 

Was meine persönliche Meinung zur Rolle Deutschlands betrifft, bin ich mir noch nicht sicher. Aber ich kann noch gut den Wunsch der Betroffenen nach Unterstützung in irgendeiner Form nachvollziehen, aber erinnere mich auch an die Diskussionen in meiner Familie ob ein Kriegseinsatz gerechtfertigt ist.

 

Was wünscht du dir für die zukünftige Kriegs-Berichterstattung?

Eine Reflexion darüber, wie wir Europa verstehen und einen kritischen Blick auf geografische oder vermeintliche „kulturelle“ Nähe als Gründe für Solidarität.

 

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