Die Abschaffung der Sittenpolizei ist kein Grund zur Freude
Sittenpolizei in Iran | Bild: flickr | Jeanne Menjoulet | CC by 2.0
In vielen Medien konnten wir gestern teilweise große Euphorie beobachten: Die Sittenpolizei in Iran soll abgeschafft werden. Die Frankfurter Allgemeine titelte: „Ein Etappensieg für die iranische Protestbewegung“. Doch ist es das wirklich, ist es wirklich ein Sieg für die Protestbewegung, die mittlerweile von einigen eher als Revolution bezeichnet wird? Ich sage nein. Aus meiner Sicht ist die Abschaffung der Sittenpolizei lediglich ein Ablenkungsmanöver der Mullahs, die um ihre Macht bangen.
Denn mit dieser Mitteilung wurden die internationalen Medien erstmal beschäftigt, statt über die anderen Ereignisse zu berichten. Denn zeitgleich finden die bisher größten Proteste seit dem Tod der Kurdin Jina Mahsa Amini statt. Drei Tage lang schließen große Einkaufszentren und Bazare, während gleichzeitig LKW-Transporte ihre Arbeit für diese Zeit niederlegen. Kurz: Es findet ein Generalstreik in Iran statt.
Gleichzeitig müssen mehrere Menschen ein Todesurteil befürchten, darunter auch einige Minderjährige, weil sie an den Protesten teilgenommen haben. Zusätzlich geht das Töten auf der Straße weiter und auch dort wird kein Halt vor Kindern gemacht. Mittlerweile sollen über 50 Kinder bei den Protesten ermordet worden sein. Doch dazu findet man kaum etwas in den Schlagzeilen, wobei es das Gesicht der mörderischen Regierung Irans so viel besser wiedergeben würde, als die sogenannte Abschaffung der Sittenpolizei.
Wir sollten uns nichts vormachen, wirklich abgeschafft wird die Sittenpolizei nicht. Stattdessen werden andere Akteur*innen ihre Rolle der Unterdrückung der Frau übernehmen. Wie auch der Iran-Experte Ali Fatollah-Nejad bestätigt: „Es gibt keine Abschaffung der Sittenpolizei, denn die Kleidervorschriften sind ein unabdingbarer Pfeiler der Islamischen Republik und untrennbar mit seiner Identität verbunden.“
Statt uns also von dem vermeintlichen Willen zur Veränderung der iranischen Regierung einlullen zu lassen, sollten wir den Menschen in Iran weiterzuhören. Wir sollten weiterhin über die Morde, Unterdrückungen und auch Prograndaspielchen berichten und sie als solche benennen. Das, was in Iran passiert, ist nicht länger ein Protest, sondern eine Revolution. Ich bin mir sicher, die Menschen in Iran sind so hungrig nach einem würdigen Leben in Freiheit, sodass sie nicht aufhören werden, bis ihr Ziel erreicht ist.
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