9€-Ticket: Der Bund soll endlich mit dem Jammern aufhören!

von | 09.06.2022 | Diskriminierung

Volle Bahnen mit 9€ Ticket | Quelle: unsplash

Heute ist es soweit: Das 9€-Ticket gilt. Die Menschen auf Sylt bibbern bereits aus Angst vor den Billig-Tourist*innen, die Bahn fürchtet einen nicht zu bewältigenden Andrang und das Gejammer von Bund und Kommunen über die Kosten halt durchs Land. Aber statt auf den Jammerzug aufzusteigen – pun intended – möchte ich hier mal aufzeigen, wer, wie viel und wodurch durch das 9€-Ticket spart. 

Ich fange mal beim offensichtlichen an: den Käufer*innen des Tickets. In meinem Fall spare ich um die 60€ für das Monatsticket, über die ich mich echt freue. Aber noch viel mehr freue ich mich für Menschen, die in Armut leben und Hartz4 bekommen. Denn normalerweise müssen sie von ihren 449€ – die Bezugshöhe für Alleinstehende – in Dortmund 39,80€ für das Sozialticket abdrücken. Das sind einfach fast 10 Prozent von dem Geld, was den Bezieher*innen zur Verfügung steht!

Bei dieser Rechnung verstehe ich durchaus, dass es sich einige Menschen nicht leisten können, das Sozialticket zu kaufen und deswegen ohne Ticket fahren. Wenn sie dabei erwischt werden, müssen sie ein sogenanntes erhöhtes Beförderungsentgelt von 60€ zahlen. Wer diese nicht zahlen kann, bekommt in letzter Instanz eine Ersatzfreiheitsstrafe. Die übrigens jede vierte Person wegen Fahrens ohne Fahrschein verbüßt und die Steuerzahler jeden Tag pro Person die einsitzt zwischen 98€ und188€ pro Tag kostet. Es gibt leider keine genau Statistik dazu, wie viele es insgesamt sind, aber nach Recherchen von ZDF Magazin Royal sind es mehrere tausend pro Jahr. 

Die Kosten dafür belaufen sich somit im günstigsten Fall, wenn wir also von „nur“ von tausend Personen ausgehen, deren Hafttag pro Person 98€ kostet auf 35.770.000€, wahrscheinlich aber eher im hunderter Millionen Bereich, die wir sparen könnten, sollte das 9€ Ticket bleiben. Zusätzlich berichtete die Bahn, dass bereits 2,7 Millionen Tickets verkauft wurden und dadurch 24,3 Millionen Euro erwirtschaftet wurde. 

Aber lasst uns ruhig weiter den Hass auf arme Leute schüren, die sich nicht mal ein Fischbrötchen auf Sylt leisten könnten und die Verkehrswende weiterverschlafen. Das ist doch so viel einfacher, als tatsächlich den ÖPNV preislich attraktiv zu machen und das Verkehrsnetz vernünftig auszubauen.

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